Im Sommer gibt es Momente auf dem Rad, da geht in mir etwas auf. Die leichte Bekleidung ist angenehm. Ich spüre den Fahrtwind auf meiner Haut.
Ich atme, rieche den Regen der letzten Nacht, höre das Surren der Reifen, das Klappern meines Rucksacks im Korb, wenn ich über Huckel im Alphalt fahre. Und das Rauschen vorbeifahrender Autos. Ich trete in die Pedale und trete heraus aus dem Alltag. Bergauf ist es dank des Motors wenig anstrengend, bergab macht es richtig Spass. Alles ist in Bewegung, entspannt und konzentriert zugleich – und ich mittendrin. Ich fahre an Feldern und Gärten vorbei, an alten Kirchen, interessanten Bäumen und Holundersträuchern voller schwarzer Früchte. Entlang der Roda und der Saale, durch Brücken, vorbei an Sportanlagen bis in die Stadt und mit schwerem Gepäck zurück. Und denke, wie schön alles ist. Manchmal ergibt sich bei mit entgegenkommenden Radlern oder beim Überholen ein kurzer Gruß.
Die Welt ist ist voller Zeichen als wollte sie sagen: ‚Schau hin! Du bist Teil davon.‘ Was für ein Geschenk, dieser Lebensraum Erde! Und eine Aufgabe. Die Klimakrise stellt uns vor große Fragen und wer draußen unterwegs ist, spürt, es geht nicht nur um Antworten. Es geht um ein neues Verhältnis: respektvoller, dankbarer, aufmerksamer gegenüber der uns umgebenen Umwelt,
Mein christlicher Glaube ist Schöpfungsglaube. Er beginnt nicht mit richtigen Glaubenssätzen, sondern in Beziehung zur lebendigen Welt. Darum kann uns die Natur das wesentliche zu Leben lehren. Ich bin mit allem verbunden. In der Bibel beginnt alles mit einem schöpferischen Atemzug. Ein Wort genügt und das Leben entfaltet sich.
Es wird hell, es wird weit. Und Gott sieht, es wird gut.
Wenn ich draußen unterwegs bin, kommt mir das in Sinn. Dann ist das Rad fahren so, als würde ich mit den Beinen beten. Ohne viele Worte aber ganz bei mir und bei Gott.
Pastorin Christin Eibisch